07. September 2022
Frank Gruner wird dreifacher Europameister
Die Europameisterschaften der Masters fanden zuletzt 2018 im slowenischen Kranj statt. Wer hätte gedacht, dass es vier Jahre dauert, bis es die nächste Durchführung gibt. Das Warten hat sich gelohnt. Die Routiniers vom SCW Eschborn kamen mit 6 Medaillen in allen Farben, Rekorden und glücklichen Gesichtern aus Rom zurück. Hier schwamm kürzlich noch die Elite im gleichen imposanten Becken im Foro Italico, direkt neben der Olympiaschwimmhalle von 1960. Hinzu kam eine weitere Wettkampfstätte in „Pietralata“, die auch Austragungsort der WM in 2009 war. Männer und Frauen schwammen bis auf den Staffeltag logistisch getrennt und die Bäder wechselten täglich, was etwas gewöhnungsbedürftig war. Nach den Beckenwettkämpfen, die am 28.8. starteten und bis 4.9.2022 liefen, standen 3x Gold, 1x Silber und 2x Bronze auf dem Eschborner Konto. 2018 noch mit Silber geehrt, trumpfte er diesmal noch größer auf: Top vorbereitet erreichte Frank Gruner in seiner Altersklasse 50 bei drei Starts über 200m Lagen, 400m Lagen und 100m Rücken, drei Siege und verbesserte auf allen Strecken seine deutschen Altersklassenrekorde. Die Rennen konnten allesamt im Livestream verfolgt werden, wovon zum Beispiel Familie, Freunde und natürlich die sechs mitgereisten Teamkameraden auch fleißig Gebrauch machten, wenn sie nicht selbst aufgrund der eigenen Wettkämpfe zum Anfeuern vor Ort sein konnten. Jede der Siegerehrungen brachte dann in Franks Fall auch der mitgereisten Familie mit eigens kreiertem T-Shirt und der Aufschrift „Gib Schub Franky“ Freudentränen in die Augen. Doch das war nicht genug. Frank hatte noch ein weiteres Ziel vor Augen. Der Europarekord über 100m Rücken in der AK50 stand bei 1:03,61, Franks Bestzeit genau 1/10tel darüber. Rückenschwimmen im Freibad, aufgrund der fehlenden Decke zur Orientierung eine Herausforderung. Die Anspannung war groß, der Start lief gut, die ersten 50m auch, dann die Wende, souverän hielt Frank die gerade Linie und holte alles aus sich heraus, dann der Anschlag und der Blick auf die Anzeigetafel: 1:03,25! Europarekord! Wahnsinn! Jubel auf den Rängen und vor den Bildschirmen. Er hatte es geschafft. Ähnlich groß war der Jubel nach der 4x50m Lagenstaffel der Damen. Man liebäugelte mit einer Medaille nach Sichtung des Meldeergebnisses, welches erst am Vorabend für dieses Rennen veröffentlicht wurde. Aber was würde die Konkurrenz machen? Im Rennen verschob sich nach jeder Starterin das Feld und wirklich erst am Anschlag war klar: Silber. Vize. Die Fotografen vor Ort ließen es sich nicht nehmen den freudigen und erleichterten Jubel einzufangen. Es war die erste Staffelmedaille für jede Einzelne bei einer solchen Meisterschaft.
Die Bronzemedaillen wurden in der Altersklasse 35 erschwommen. Susan Przywara erkämpfte über 200m Lagen Platz 3 und Linda Kiesel zog einen Tag später über 200m Rücken nach. Auch hier war der Jubel groß und die Spannung kaum auszuhalten. Für Linda war es die erste EM im Mastersschwimmen. Das Team erreichte weitere gute Ergebnisse, getragen von den „Hey Eschborn“-Rufen, die laut durch die Schwimmstadien tönten. Noch sechs Mal rankte man in den Top 5, wovon Andrea Smycek in der AK 40 allein 3x Platz 4 über die Bruststrecken erschwamm. Weitere Platzierungen gab es durch Laura Hertel und Moritz Deibel in der AK 25 und Mircea Simionica in der AK30.
Außerhalb des Schwimmgeschehens blieb auch Zeit für Stadterkundungen und gemeinsame Abendessen. Hier tauschte man sich dann auch über Geschichten am Beckenrand aus, eine Gewitterunterbrechung direkt vor dem eigenen Start, ein Sportler mit unerlaubter knöchellanger Hose, der sich auf der Startbrücke noch umziehen durfte, ein Kreislaufkollaps, eine technische Störung, eine Kollegin die noch mit Badekappe und Schwimmanzug zur Bushaltestelle eilte – eines steht fest: Es war viel geboten und man wird noch lange an diese Meisterschaften zurückdenken. Im nächsten Jahr sollen die Weltmeisterschaften im japanischen Fukuoka stattfinden.